Hallo in die Runde, Testberichte zum Nautilus (hier der 73er) gibt´s ja genug, falls es von Interesse ist, teile ich gerne meine „Praxis“-Erfahrungen der letzten Monate….. Wichtig ist mir folgendes: ich teile gerne meine persönliche Meinung, jeder kann eine andere haben, das ist vollkommen in Ordnung. Es geht also um einen subjektiven (!!) Eindruck, nicht mehr. Zuerst: für Alleinunterhalter, Pop- und Tanzmusiker ist das wohl kaum von Interesse. Für die Synth-Klangforscher dann schon eher. Falls man auf Musik von Tangerine Dream, JM Jarre oder Schiller steht, wird man hier bestens bedient. Auch als Soundlieferant für die Bühne sicherlich sehr interessant. Und schon geht es los……. 1. Verarbeitung/Tastatur/Bedienung Für meine Spielweise eine grandiose leicht gewichtete (73er) Tastatur, scheint wohl die gleiche wie im früheren Kronos zu sein. Für meine technisch mittelmäßige Spielweise sehr nuanciert zu spielen, allerdings ohne Aftertouch. Dies vermisse ich nicht, ich arbeite lieber mit anderen Modulationen. Für manchen mag das ein „NoGo“ sein…...Die Reaktion der Tasten erinnert mich ein wenig an den Genos.
Das Gehäuse ist aus Metall und sehr robust, lediglich der Bildschirm (7 Zoll) dürfte gern etwas größer sein (siehe unter Punkt 3/Combis) Die oftmals bemängelten fehlenden Slider vermisse ich überhaupt nicht, da das Sounddesign über das Display hervorragend funktioniert. Da ich hauptsächlich komplexe Combis erstelle, reichen mir die sieben dreifach belegten Regler im Spielbetrieb, also insgesamt 21 verschiedene Live-Controls. Die Regler hätten aber gerne etwas größer sein dürfen.
Falls man lieber Slider nutzt, kann man für kleines Geld das NanoKontrol anschließen; ich selbst nutze es bisher nicht. Hier wären dann die MIDI-Funktionen der Slider separat programmierbar, also für Orgel-Zugriegel o.ä. Ich selbst nutze Orgel-Sounds fast nie, für andere mag das wichtiger sein.
2. Sound
Die verschiedenen Sound-Engines sind eine Fundgrube für Tüftler, aber auch für Preset-Nutzer. Man kennt das schon vom Kronos, aber die Hardware scheint doch deutlich leistungsfähiger zu sein, der Nautilus liefert sehr dynamische Sounds. Einen „direkten“ Vergleich konnte ich aber noch nicht anstellen.
Viel neues Material gibt es, aber auch Sounds vom früheren Kronos. Die noch fehlenden EXi Sounds des Kronos habe ich übrigens für kleines Geld nachgeladen ( mehr als 700). Da gibt´s nix zu meckern, allerfeinste Programs – und sehr vielfältig, da nicht nur Samples genutzt werden. Die virtuell-analogen Engines sind wirklich sehr gut, auch typische Synth-Retro-Klänge werden geliefert. Übrigens: alle DX7-Sysex können auch geladen werden (habe ich bisher auch noch nicht genutzt).
Aber warum ist der Joystick für die Vector-Synthese weggefallen? Gerade bei Synth-Sounds ein wichtiges (Live-) Feature, das klappt am Display überhaupt nicht gut. Sehr schade!
Ein echter Knaller sind neben den VA´s auch die Piano und E-Piano-Engines. Hier habe ich noch nie am Klang geschraubt, das vorhandene Soundfutter ist riesig. Die Dynamik-Ansprache über die Tastatur ist (für meine technischen Fähigkeiten) grandios.
Lediglich einige Naturinstrument fallen – aber nur zum Teil - deutlich ab ( Gitarren, Bläser ), da sind Entertainer-Keys besser aufgestellt. Effekte gibt es natürlich auch, sowohl Insert- als auch Master-Effekte für Programs. Alle Effekte auch in sehr guter Qualität!
3. Combinations (Effekte) – hier wird es spannend
Leider gibt es werksseitig nur wenige Combis, die die Möglichkeiten wirklich ausschöpfen, das ist schade.
16 Sounds per Split und Layer sind möglich; dahinter einzelne Insert-Effekte oder mehrere hintereinander. Danach noch 2 Blöcke mit je 2 Master und Total-Effekten. Jeder Effekt direkt in der Combi editierbar (kein Erstellen von User-Effekten nötig). Es gibt 4 Szenen, jede mit 2 frei wählbaren Arpeggios und frei wählbarer Drumspur.
Ein Beispiel:
Mehrere Sounds gelayert und mit Splitpunkt auf den General(MIDI)Channel. Also gelayerte Sounds für die linke und rechte Hand.
Danach Arp mit Basslauf auf Ch1, Akkord-Arp auf Ch2 und noch Drums, alles in Szene 1. Für Szene 2 bis 4 können Arp´s und MIDI-Channel( =Sounds ) erneut frei gewählt werden, man bekommt dadurch extrem abwechslungsreiche Combis.
Und: auf den Midi Channel eines Arp können mehrere Instrumente geroutet werden, welche sich durch Velocity und Notenbereich unterscheiden. Ein Arp kann also gleichzeitig verschiedene Muster mit unterschiedlichen Sounds erzeugen. Für Freunde von Synth-Arrangements eine echte Fundgrube. Aber auch einfache Piano-Begleitungen oder Gitarren-Strummings funktionieren sehr gut.
Auch hier gilt: ich vermisse den Joystick für die Vector-Synthese!
Was aber gut gelöst ist: innerhalb einer Combi können einzelne Soundparameter geändert werden, ohne dass ein User-Sound gespeichert werden muss (z.B. Cutoff, ADSR o.ä).Noch ein kleines Manko: bei der Zuordnung von MIDI-Befehlen (welcher Sound reagiert auf welche Befehle), den Split-Zonen und den Effekt-Blöcken braucht man – wegen des kleinen Displays – entweder sehr spitze Finger oder einen Stylus…...da wären ein oder zwei Zoll im Display mehr doch wirklich besser gewesen. Liebe Korgler, das kann doch nicht soooo teuer sein….
4. Sequenzer
….das machen wir später einmal……
Mein Fazit:
Knaller-Sounds, tolle Verarbeitung, aber einige Dinge fehlen halt, wie der Vector-JS, für manche auch der Aftertouch. Für meine Soundbasteleien aber ein ansonsten sehr geeignetes Instrument. Wirklich sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis für meine Anwendungen.
Und bitte nicht vergessen: dies ist KEIN objektiver Bericht!
Gruß Jürgen